Die Gedenktopografie zu NS-Verfolgung und Widerstand gegen die NS-Diktatur besteht in Radevormwald aus einem kleinen Straßennamencluster (Karl Goerdeler und Dietrich Bonhoeffer), der Benennung einer Schule nach den Geschwistern Scholl und einem Mahnmal am Rathaus. Ausweislich der Inschrift wurden in dem Rathaus zwischen 1933 und 1945 über 200 NS-Gegner verhaftet oder misshandelt. Einige von den dort Misshandelten scheinen auch in das KZ Kemna in Wuppertal gekommen zu sein, einer von ihnen starb dort an den Folgen der Folter am 9. Januar 1934. Die Zahl zeigt sehr eindrücklich das Ausmaß der NS-Verfolgungen, die so wenig Widerspieglung in der Gedenklandschaft der Oberbergischen Kreises und z.T. auch in Radevormwald haben.

Auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof in der Friedrichstraße soll es ein Grab einer Zwangsarbeiterin namens Milling geben. Gezeigt wurde uns eine Grabstelle, die zwar als Grab erkennbar war, die aber keinen Grabstein trug. Dieses Beispiel ist ohne Vorbild im Rheinland.

Die Kriegsgräberanlagen sind in Radevormwald sehr unterschiedlich gestaltet. Sie zeigen, dass es keineswegs eine einheitlich vorgegebene Form insbesondere für die Grabsteine geben muss. Auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof in der Friedrichstraße sind es plastisch gearbeitete Steinkreuze, die ein Eisernes Kreuz tragen. Nicht alle Kreuze sind gleich gestaltet. Allein in dieser Anlage lassen sich vier verschiedene Kreuzformen nachweisen. In Radevormwald-Dahlerau auf dem Friedhof am Siedlungsweg sind alle vier Kreuze unterschiedlich gestaltet. Als Kriegsgräber sind sie nur zu erkennen, weil sie zusammen eine Anlage ergeben und weil die Bepflanzung bei jedem Grab gleich ist. Diese Grabsteine heben sich deutlich von den z.B. für Kriegsgefangene und/oder Zwangsarbeiter schlichten, einfachen Kissensteinen ab. Dort beerdigte Soldaten sind durch die Hinzufügung des Eisernen Kreuzes auf dem Grabstein als solche zu identifizieren. Im gleichen Ort finden sich auf dem katholischen Friedhof im Paster-Wemmer-Weg nochmals andere Grabsteinformen. Die Kriegsgräberanlage ist hier als solche nur auf Grund der Gleichförmigkeit der Grabkreuze zu erkennen und durch die Hinzufügung des Eisernen Kreuzes auf den Grabsteinen.

Hans Hesse

 

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