In Königswinter ist das Gedenken an die NS-Zeit nicht sehr ausdifferenziert. Am Rathaus hängt seit 1993 eine Gedenktafel mit zerbrochenen Ketten im Relief und der folgenden Inschrift: „Die Stadt Königswinter gedenkt der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zwischen 1933 und 1945 während der nationalsozialistischen Diktatur aus politischen, religiösen oder rassischen Gründen verfolgt, geschändet, ermordet oder vertrieben wurden. Zur Mahnung an die Lebenden, gegen Unrecht einzutreten und die Würde des Menschen zu verteidigen“. Die NS-Verfolgten werden nicht namentlich genannt, so dass bestenfalls abstrakt dieser Menschen gedacht werden kann. Die Namen der in den Weltkriegen getöteten Soldaten und Zivilpersonen sind dagegen im gesamten Stadtgebiet nachzulesen. Die STOLPERSTEINE des Bildhauers Gunter Demnig mildern diesen Missstand ein wenig ab. Seit 1981 erinnert in Königswinter-Oberdollendorf eine Gedenktafel an die zerstörte Synagoge. Auch hier wird nur pauschal der ermordeten Juden („durch die Gewaltherrschaft ums Leben gekommenen jüdischen Mitbürger“) gedacht und keine namentliche Auflistung gegeben. Als Symbol für die NS-Verfolgtengruppe dient, wie an so vielen anderen Gedenkobjekten auch, eine Menora im Relief.
Zur Weltkriegsgedenklandschaft Königswinters gehört die besondere Betonung des Themas Flucht und Vertreibung durch das „Haus Schlesien“ (www.hausschlesien.de). Das Haus beherbergt ein „Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde“. In einer Dauerausstellung wird die Geschichte Schlesiens dokumentiert. Wechselausstellungen behandeln unterschiedliche Themen wie Porzellane schlesischer Manufakturen, Joseph Freiherr von Eichendorff oder Käthe-Kruse-Puppen. In der Abteilung „Volkskunde“ werden niederschlesische Trachten, Münzen, Medaillen, Bauernschränke und ein Handwebstuhl gezeigt. Die Sonderausstellungen seit 1984 sind auf der Internetseite dokumentiert und geben Aufschluss über die behandelten Schwerpunkte. 264 Ausstellungen wurden in diesem Zeitraum bis heute gezeigt. Lediglich fünf lassen sich im weitesten Sinne der NS-Zeit zuordnen: 1989 Synagogen in Schlesien, 1990 wurde der Kreisauer Kreis thematisiert, 1991 „Breslau 1945 – Dokumentation vom Untergang einer deutschen Stadt“, 1995 wurden unter dem Titel „Schlesische Passion“ Dokumente zur Flucht und Vertreibung gezeigt, 2011 eine Ausstellung unter dem Titel „Exodus des Bartschtals – Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung von Deutschen und Polen“. Die restlichen 259 Sonderausstellungen behandeln Themen wie Porzellan, schlesisches Weihnachtsbrauchtum, Puppen und besonders ausführlich die bildende Kunst.
Im Garten der Anlage steht ein II. WK-Denkmal mit der Inschrift „Gedenket der Opfer des Krieges und der Vertreibung aus dem deutschen Osten“, eine Glocke aus Schlesien (diese Form des Gedenkens gehört zur Ikonografie der Vertriebenen-Denkmäler, z.B. auch in Ratingen-Hösel, Oberschlesisches Landesmuseum) und ein I. WK-Denkmal aus der Gemeinde Nieder Adelsbach (heute Struga), Kr. Waldenburg (heute im Powiat Wałbrzyski), in Form einer Namenstafel.
Ähnliche Einrichtungen sind im Rheinland in Ratingen-Hösel (Oberschlesisches Landesmuseum) und in Düsseldorf (Gerhard-Hauptmann-Haus) zu finden.
In Königswinter-Ittenbach gibt es eine große Kriegsgräberanlage mit über 1.800 Toten, darunter über 220 russische Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter. Die Anlage markiert das Kriegsgeschehen ab März 1945 im Zusammenhang mit der Rheinbrücke von Remagen. Die russischen Kriegsgefangenen bzw. Zwangsarbeiter wurden mit anderen Grabsteinen als die deutschen Soldaten beerdigt. Statt der stilisierten Eisernen Kreuze aus Grauwacke erinnern ihre Grabsteine eher an die sonst üblichen Grabsteine.
Ähnlich wie in Bad Honnef gibt es in Königswinter-Oberpleis ein Gedenkobjekt (eine Glocke), das an die Separatisten-Kämpfe von 1923 erinnert.
Hans Hesse
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