Die Gedenktopografie der Stadt Rheinberg zu NS-Verfolgung und Widerstand gegen die NS-Diktatur beschränkt sich auf einen Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof mit folgender Inschrift unter einem Davidstern: „Dem ehrenden Andenken an unsere jüdischen Mitbürger, die in den Jahren von 1933 bis 1945 als Opfer des nationalsozial. Terrors den Tod fanden“ (Die Inschrift wirkt gedrechselt: Sie fanden als Opfer den Tod), den STOLPERSTEINEN des Künstlers Gunter Demnig (hierzu gibt es eine Internetseite der Initiative unter www.rheinberger-stolpersteine.de) und ein Kriegsgräberfeld in der Römer Straße für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, ohne weiteren Hinweis. Am Eingang des jüdischen Friedhofs in Rheinberg-Winterswick hängt eine Informationstafel, die den Besucher über die Geschichte des Friedhofs unterrichtet. U.a. wird der Hinweis gegeben, dass der Friedhof von 1933 bis 1945 „und auch in der folgenden Zeit“ immer wieder geschändet wurde. Der Informationstafel selber ist anzusehen, dass auch sie häufiger mit Farbe übertüncht wurde. Auf dem Friedhof erinnert ein privater Gedenkstein von 1974 an die Familie Rothschild. Die Inschrift auf dem Stein beginnt mit den Worten „Im Zeitgeschehen 1938–1945“ und endet mit „Die Tränen der Opfer und die Tropfen die vom Himmel fallen mögen das Weihwasser sein für diesen Stein“.

Die restliche Gedenklandschaft Rheinbergs ist dem Weltkriegsgedenken gewidmet. Auf drei Besonderheiten sei an dieser Stelle hingewiesen: In Rheinberg-Budberg steht ein I. und II. WK-Denkmal (nach 1918) von Arno Breker. Es wurde 1927 eingeweiht und 1955 von D. Alexander Meinardus erweitert; in Rheinberg an der Römer Straße erinnert eine Gedenktafel an ein Internierungslager der US-Armee für deutsche Kriegsgefangene (vgl. auch Mönchengladbach-Wickrath und Wesel-Büderich); in Rheinberg-Ossenberg erinnert ein Gedenkstein an Josef Sprenger, der 1919 von der belgischen Besatzungsarmee erschossen wurde. Die Inschrift könnte den Schluss zulassen, dass der Gedenkstein in der NS-Zeit eingeweiht wurde: „… Dem Kämpfer und Blutzeugen für Freiheit und Frieden am deutschen Rhein in treuem Gedenken …“ Da er aber von der Freien Bauernschaft des Kreises Moers initiiert wurde, liegt das Einweihungsdatum vor 1933, da sich die Freie Bauernschaft Mitte der 1920 Jahre auflöste. Gleichwohl zeigt eine Postkarte von 1939 das Denkmal mit Kränzen mit Hakenkreuzfahnen geschmückt.

Hans Hesse

 

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