In Selfkant gibt es kein Gedenkobjekt, dass an die NS-Zeit erinnert. Die Gedenktopografie bezieht sich ausschließlich auf das Weltkriegsgedenken. Hierbei gibt es allerdings eine Besonderheit: Alle Denkmäler sind nach 1945 entstanden, mit der Ausnahme des Mahnmals in Selfkant-Millen auf dem Kirchplatz. Das dort verwendete zentrale Motiv zeigt im Relief einen sterbenden Soldaten, der in seiner Todesstunde von Christus gesegnet wird. Dieses Motiv ist für II. WK-Denkmäler unüblich geworden. Außerdem zeigt der Verwitterungszustand des Steines, dass es ein älteres Denkmal sein muss. Vermutlich stammt es von einem 1919 eingeweihten I. WK-Denkmal. Das Relief wurde 1956 in ein neues Denkmal übernommen. Eine gemauerte Wand trägt die Namenstafeln der Gefallenen des I. und II. Weltkriegs. Auf der Rückseite der Anlage befinden sich zwei Kriegsgräber aus dem II. Weltkrieg. Bemerkenswert ist weiterhin, dass keines dieser Denkmäler unter Denkmalschutz steht.
Möglicherweise hängt diese spezielle Weltkriegsgedenktopografie mit dem Umstand zusammen, dass Selfkant von 1949 bis 1963 zu den Niederlanden gehörte. Da für 12 Gedenkobjekte die Entstehungsdaten bekannt sind, lassen sich hier weitere Hinweise konstatieren. Zwei Objekte entstanden noch vor 1949, zwei 1953, alle anderen ab 1956/57, als die Verhandlungen über die Rückgabe der Gemeinde begannen.
Ein Gedenkstein in Selfkant-Wehr erinnert an eine weitere ungewöhnliche Episode in der Geschichte dieser Stadt. Das Denkmal erinnert an die in dem niederländischen Internierungslager Vught umgekommenen deutschen Einwohner von Selfkant. Vught war bis zu seiner Befreiung durch kanadische Truppen im Oktober 1944 ein Konzentrationslager. Danach wurde es als Internierungslager für alle Einwohner der Städte Gangelt und Selfkant genutzt, die alle in dieses Lager überführt wurden. Bis Ende Mai 1945 mussten die Einwohner in dem Lager bleiben. Ausbrechende Krankheiten wie Diphterie, Ruhr und Typhus in Kombination mit einer sehr schlechten Ernährung sorgten für eine hohe Sterblichkeitsrate unter den Insassen. Auf dem Denkmal sind die Namen von 16 Einwohnern Selfkants genannt. Der erste starb am 30. November 1944, die letzte am 22. Mai 1945.
Hans Hesse
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