Lediglich STOLPERSTEINE des Künstlers Gunter Demnig und eine Gedenktafel im Rathaus bilden die Gedenktopografie zur NS-Zeit in Heiligenhaus. Die Inschrift auf der Gedenktafel im alten Rathaus kann als ein Beispiel dafür gelesen werden, wie die Schuld und Verantwortung für das Geschehen in der NS-Zeit verdrängt werden kann: „In ehrendem Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger. Sie lebten als Freunde und Nachbarn in unserer Stadt und wurden Opfer des Rassenwahns im nationalsozialistischen Unrechtsstaat“. Die Inschrift erweckt den Eindruck, als seien die „Freunde“ Opfer fremder Okkupanten geworden. Dabei waren es doch die Nachbarn, die Mitbürger, die die Verfolgung durchführten, städtische Beamte, die die Deportationen planten.
Die restlichen Gedenkobjekte in Heiligenhaus beziehen sich auf das Weltkriegsgedenken. Von herausragender Bedeutung ist hierbei das Denkmal in der Hülsbecker Straße Ecke Südring anzusehen. Die Bedeutung ergibt sich nicht aus der künstlerischen Arbeit, sondern aus dem Umstand, dass hier ein Künstler, Will Hanebal, die Chance erhielt, zweimal an der selben Stelle ein Mahnmal zu errichten. Das erste schuf er während des Nationalsozialismus, eine monumentale nackte Siegfried-Bronzeskulptur, die 1937 eingeweiht wurde. Sie stand innerhalb einer großdimensionierten Gedenkanlage für die Gefallenen des I. Weltkriegs und die als Märtyrer verehrten „Toten der nationalsozialistischen Bewegung“. 1942 wurde sie eingeschmolzen. 1965 schuf Hanebal an gleicher Stelle ein Nachfolgerdenkmal. Beide Skulpturen zeigen die Entwicklung des Künstlers vom ideologiekonformen Bildhauer im Nationalsozialismus zum religiös geläuterten Künstler nach 1945.
Hans Hesse
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